Û∞ – unendliche Flucht, ein Dach über dem Kopf
das ‚Û‘ auf Kurdisch so lang ausgesprochen
wie das ‚∞‘ des ewigen Wandels 
der U-Bahnlinie U8 entlang
in Berlin

Û∞ – fuga infinita, un tetto sopra la testa
la ‚Û‘ en curdo pronunciada così a lungo
come la ‚∞‘ dell’eterno cambio
lungo la linea del metro U8
a Berlino.

Û∞ – reva bêsînor, ban û dîwarên sitargehê
‚Û‘ a kurdî ya ewqas dirêj tê gotin
mîna ‚∞‘ veguhestina herheyî ya bi dirêjahîya metroya U8
li Berlînê.

Û∞ – fuite infinie, un toit sur la tête
le ‚Û‘ en kurde prononcé si long
comme le ‚∞‘ de l’éternel changement
le long de la ligne du métro U8
à Berlin.

Û∞ – huida sin fin, un techo sobre la cabeza
el ‚Û‘ en kurdo pronunciado tan largo
como el ‚∞‘  del eterno cambio
a lo largo de la línea del subterráneo U8
en Berlín.

Û ∞ מִפְלָט אֵינְסוֹפִי 

מַחֲסֶה מֵעַל הָרֹאש 

הַ Û -מְבֻטֵּאת בְּשָׁפָה הַכּוּרְדִּית 

בְּהַטְעָמָה אֲרֻכָּה כְּמוֹ ה  ∞  

כְּמוֹ הַשִּׁנּוּיִים הַבִּלְתִּי נִגְמָרִים 

לְאֹרֶךְ קַו 8U שֶׁל הָרַכֶּבֶת הַתַּחְתִּית 

בְּבֶּרְלִין.

Û∞
هروب لانهائي ، سقف ملجأ

الكردية الطويلة النطق „Û“

مثل „∞“ التغيير الأبدي على طول مترو الأنفاق

.في برلين U8

Û∞ – wieczne uciekanie, dach nad głową
‚Û‘ po kurdyjsku wymawiane
jakby w ‚∞‘ nieskończoność
na berlińskiej linii metra U8
wieczne zmiany

Û∞ – infinite flight, a roof over one’s head
the ‚Û‘ in Kurdish pronounced so long
as the ‚∞‘ of eternal change
along the subway line U8
in Berlin.

Û∞ – нескончаемый полёт, крыша над головой
‘Û’ на курдском произносится так протяжно и долго
как ’∞’ беспрестанных преобразований 
вдоль линии метро Û∞
в Берлине

ـ  گریز بی‌انتها،سقفِ مأمن  ∞Û
„∞“کوردی آنقدر طویل ادا می شود مثالِ  Û
U8انتقال ابدی در امتداد مسیر 
مترو دربرلین




უსასრულო
გაქცევა,თავს
ზემოთ ჭერი, U რომელიც ქურთულ
ენაზე გრძლად
გამოითქმის,როგორც
უსასრულო ბორიალი,
U-მატარებლის ხაზი 
U8 ბერლინის
გასწვრივ.

Û∞ – oneindige vlucht, een dak boven je hoofd 
dat ,Û‘ in Koerdisch zo lang uitgesproken 
net als, ∞‘ de eeuwige verandering
langs de metrolijn U8
in Berlijn

Übersetzungen: Italienisch, Spanisch, Französisch, Englisch – Ute Margaret Saine; Hebräisch – Zehava Khalfa; Polnisch – K. Sala, Russisch – Marina Doronkina, Persisch – Abdulla Hajian, Georgisch – Giuli Dagargulia, Niederländisch – Dorien Hoeksema

Das Projekt Û∞-Berlîn Eine kreativ-anarchistische urbane Flucht-Chronik vom Autor Abdulkadir Musa in Kooperation mit Künstlerin Marta Sala ist eine 4-dimensionale Darstellung einer literarischen und künstlerischen Wahrnehmung in Form einer Text- und Textilcollage  sowie Audioaufnahmen. Die Arbeit basiert auf der kreativ-anarchistischen* Stadtuntersuchung der Berliner U-Bahnlinie U8 entlang mit Expert*innen, Autor*innen und Künstler*innen mit diversen kulturellen Hintergründen. Während des Projekts entsteht eine Text- und Textilsammlung, in der jeder der 24 U-Bahn-Stationen ein bestimmter Text gewidmet wird.

Das Projekt wird vom kurdischen Û inspiriert. Die kurdische Sprache wird durch ein Verbot in mehreren Ländern unterdrückt. Diese Unterdrückung kann jedoch zur Bereicherung der Sprache führen, z. B. durch die Entwicklung von anderen Textformen und Motiven.

Û∞ – stellt sowohl eine unendliche Flucht, als auch eine Unterkunft dar. ‚U’ auf Kurdisch geschrieben ‚Û‘ erinnert an eine Unterkunft, ein Dach über einem Kopf. Die ‚8‘ oder das ‚∞‘ stehen sowohl für die Linie 8 als auch für den ewigen Wandel.

Dies ist eine Geschichte über die Bewohner*innen einer Stadt, über ihre alltäglichen Fluchten.  Die ganze Handlung beginnt mit dem Fußtritt auf die U8 und geht Richtung Wittenau, wo die Routen die Reisenden hinführen. Wie wirken sich Stadtentwicklung, Intensität, demografischer Wandel, Sprachen, Tourismus, Gentrifizierung, Armut, Unterdrückung, Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus auf die heutigen Untergrundreisenden aus? Wie positionieren sich neue Metropole-Sprachen in der Entwicklung zukünftiger Gesellschaft? Welche Rolle spielen dabei die Kommunikation_en,  Verbindungen und die Übersetzungen?

Die gesammelten Erfahrungen der ewigen Reise werden in einer Reihe von künstlerisch-literarischen Veranstaltungen und in einer kreativ-anarchistischen Veröffentlichung präsentiert. Die experimentellen Texte – verschiedene literarische Formen wie Erinnerungen, kurze Erzählungen, Monologe, Gedichte und Körpersprache werden mit visueller Sprache von Textilien, Collagen, Malerei, Kostümen, Objekten und mit Sound verflochten.

*Kreativer Anarchismus – sowohl beim Schreiben als auch bei anderem künstlerischen Schaffen ist eine Art des Denkens und Schaffens, die auf Sinnlichkeit, Offenheit und Vielfalt fußt und dadurch der Diversität jeder Zeit entspricht. Die Werke und Texte, in denen diese Methode anwendet wird, sind Werke ohne Zensur, ohne Grenzen und ohne bestimmte bekannte Vorgaben und Formen. Es handelt sich um experimentelle Werke, die offen sind für jeden Stil und jede Form. Jedes Werk sucht und entscheidet selbst durch fließende Bewegung, welche anarchistische und chaotische Form es annimmt. Die Methode des kreativen Anarchismus die Abdulkadir Musa bereits 2018 in seinem Werk „der geflüchtete Kopf und das Kopfkissen, das Alpträume hat“ entwickelte, wird nun durch das Projekt „Û∞-Berlîn“ und der damit verbundenen Zusammenarbeit mit der interdisziplinären Künstlerin Marta Sala durch visuelle Sprache erweitert.

 

Abdulkadir Musa ist Dichter, Übersetzer und Migrationsexperte. Er studierte Französische Sprache und Literatur in Aleppo, sowie Soziale Arbeit an der ASH, Berlin. Seine Gedichte sind auf kurdisch und arabisch erschienen und in weitere Sprachen übersetzt worden. 2018 war er Stipendiat des Programms für Autor*innen nicht-deutscher Literatur der Senatsverwaltung für Kultur und Europa in Berlin.

 Veröffentlichungen:

خارج الحديقة داخل السور,  Al Darawesh, 2019, Plovdiv-Bulgaria.

Kurdish Voices from Rojava. A Kurdisch-Englisch Poetry Anthology, 2017, Inner Child Press ltd, USA.

Çengên te ez bi firê xistim, Poesie, 2013, ar-Verlag, Istanbul.

 

Marta Sala ist transdisziplinäre  Künstlerin. Sie studierte Malerei an der Kunstakademie in Krakau und Kunst im Kontext an der Universität der Künste in Berlin (2017-2020 DAAD-Stipendium). 

Sie interessiert sich für Themen wie Intersektionalität, Recht auf Stadt, Ökologie und Gemeinschaften und untersucht das Problem von Verschwendung, Marginalisierung.

Ihre künstlerische Praxis umfasst Malerei, Installation, Nähen, Kostümdesign, Video, Performance, community art und Kunst im öffentlichen Raum. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Fot. K.Sala